Ein Gerichtsprozess im Fach Recht in der Studienstufe des Abendgymnasiums am Campus Zweiter Bildungsweg (Ca2B)
Von Jan Giesel
(Der Autor unterrichtet das Fach Recht am Ca2B.)
Seit dem Schuljahr 2019/20 wird das Fach Recht im Abendgymnasium als Wahlfach angeboten, das sich einer großen Beliebtheit bei unseren Schülern erfreut.
Die Schüler sollen grundlegende Kenntnisse vom deutschen Rechtssystem und der juristischen Methodik erwerben und diese in juristischen Analysen konkreter Fälle aus verschiedenen Bereichen (z.B. Vertragsrecht oder Strafrecht) anwenden.
Auch die Vermittlung der Strafprozessordnung ist Inhalt des Unterrichts: Wie funktioniert eigentlich ein Strafprozess? Was für verschiedene Rollen gibt es in ihm? Wie hat man sich im Gerichtssaal zu verhalten? Wie läuft die juristische Wahrheitsfindung ab? Was für ein Strafmaß ist im konkreten Fall unter Berücksichtigung der besonderen Umstände und des Vorlebens des Angeklagten angemessen?
Ein realer Fall wurde als Grundlage für einen fiktiven Prozess gewählt: der Fall des „Donnerstagsbankräubers“ Michael J., der im Zeitraum von 2011-19 drei Banken überfallen, einen Angestellten angeschossen und durch sein auffälliges Verhalten im Gerichtssaal für Aufsehen gesorgt hatte.
Nachdem sich der Kurs zunächst mit der Theorie des Strafprozesses vertraut gemacht hatte und nach der Verteilung der Rollen (Beschuldigter, Verteidiger, Richter, Schöffen, Staatsanwaltschaft, Zeugen, Sachverständige), wurde der Fall am 30. Mai 2024 in einer Doppelstunde nachgespielt.
Die Schüler haben ihre Rollen und den Ablauf des Prozesses sehr ernst genommen und erfahren, wie schwierig es ist, Recht in einem Gerichtsprozess zu verwirklichen und ein Strafmaß zu finden, das sowohl dem Angeklagten als auch der Schwere seiner Schuld und dem Leid seiner Opfer gerecht wird – eine Sternstunde gelebten Rechtsstaates in der Schule, die damit ihrem Auftrag nachkommt, (auch) eine Stätte der Demokratie- und Rechtserziehung zu sein.