Der Sandmannein WhoDunnit

Von der Idee zur Aufführung in der schönen Aula des Campus Zweiter Bildungsweg

Der Beginn

Der Theaterkurs S1 des Hansa-Kollegs entwickelte über zwei Semester hinweg eine Inszenierung, die am 23. Juni 2023 in der mit brandneuer Technik ausgestatteten, denkmalgeschützten Aula präsentiert wurde.

Zu Beginn des Schuljahres gab es viele Körperübungen und Improvisationen, um ein Team zu bilden, das sich dann voller Energie jeden Freitag für drei Unterrichtsstunden traf.  

Die literarische Vorlage

Ausgangspunkt der Arbeit war die Erzählung Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann, die der Schwarzen Romantik zugerechnet wird. Der Protagonist Nathanael wird als Junge durch den frühen Tod seines Vaters traumatisiert, den er nicht verarbeiten kann.

Vom erzählenden Text zur theatralen Form

Zentrale Aufgabe war es natürlich, Themen in der Erzählung zu finden, mit denen die Gruppe arbeiten wollte und dann aus erzählendem Text dialogischen Bühnentext zu entwickeln. Der Besuch der Inszenierung im Thalia Theater vermittelte einen Eindruck dessen, wie eine Erzählung auf die Bühne gebracht werden kann und half Vorstellungen zu entwickeln. 

Die Fokussierung auf Themen wie Wahnsinn, Liebe und Automaten gestaltete sich mitunter zäh, denn bis ins Frühjahr hinein war offen, wie der Inhalt umgesetzt werden sollte, unklar, ob es eine Aktualisierung geben und wie diese aussehen sollte. Rettung nahte schließlich in Form des Vorschlages aus der Gruppe: Die Idee, die Geschichte von hinten, also vom Tod des Protagonisten zu entwickeln und als Kriminalfall anzulegen, fand sofort große Zustimmung und mündete in den für die Umsetzung notwendigen konzeptionellen Rahmen und in die Entwicklung der Figuren. 

Rückblenden und Zeugenbefragungen auf zwei Spielebenen

So entstanden in den nächsten Wochen zwei Spielebenen, nämlich Rückblenden in die Vergangenheit des Protagonisten Nathanael, die auf der Bühne und davor stattfanden und die Aufklärung seines tödlichen Sturzes vom Rathausturm mit Befragungen durch zwei Kriminalbeamtinnen auf einem Podest rechts vor der Bühne. 

Auf der Bühne entstanden Szenen mit Schlüsselpassagen der Erzählung, die die Gruppe oftmals chorisch zeigte. 

Fehlende Bühnenvorhänge lieferten konzeptionelle Impulse

Die Probenarbeit war dadurch gekennzeichnet, dass die Ausstattung der Aula noch nicht abgeschlossen war. Die Verdunkelung der Aula gab es erst spät im 2. Halbjahr, bis zuletzt auch keine Bühnenvorhänge. So entstand die Idee, dass es mit Ausnahme eines wichtigen Kostümwechsels keine Abgänge hinter die Bühne geben würde. Die Gruppe blieb also als Chor auf der Bühne oder vor dem Publikum sitzend präsent. Somit wurden Umbaupausen verhindert und es gab schnelle Wechsel zwischen den Spielebenen. Die Technik für Ton und Licht kam erst in den letzten drei Wochen vor der Aufführung. Ohne die Unterstützung eines kursfremden Kollegiaten hätten wir diese digitale Technik nicht erfolgreich einsetzen können.

Da die Gruppe humorvoll mit dem Abgründigen der Schwarzen Romantik umgehen wollte, wurde das Publikum mit einbezogen, die Bühnentexte und das Spiel einiger Charaktere wurden so gestaltet, dass die Schwere des Themas gebrochen wurde. 

Endprobenstress

Im Endspurt, also zehn Tage vor der Aufführung, gab es schwere Ausfälle durch Krankheit, so dass Text und Besetzung verändert werden mussten, eine mentale und organisatorische Belastung, mit der die Gruppe aber sehr gut umgehen konnte. RESPEKT!

Gegen Ende brauchte es ein langes Probenwochenende und weitere Verlängerungen des Unterrichts, um die Herausforderungen zu stemmen, aber das Ergebnis war es allemal wert. Am Ende sah ich in glückliche Gesichter der Spielerinnen und Spieler und auch das Publikum war begeistert!

Was für ein schöner Abschluss eines intensiven Theaterprojektes. 

Das Team, das diese Herausforderung gemeistert hat: 

Maude Audrey, Carolin Engel, Frederike Fischer, David Linnert, Leon Peitz, Fatemeh Pil Ali, Elisa Sarroub, Vivienne Tiede und Charles Wöllmer. 

Und last but not least: Georg Gaisler, der sich rasant schnell in die digitale Technik einfuchste und Julian Wöllmer für seine Hilfe in vielen praktischen Belangen. 

Ich bedanke mich bei diesem Team für ein Jahr abwechslungsreicher und inspirierender Arbeit. 

Gabriele Kemper, Spielleitung